Die Große Kirche in Leer
Pastorin im Bezirk der Großen Kirche in Leer ist Carolin Springer
Reformierter Kirchgang 19
26789 Leer (Ostfriesland)
Tel.: 0491 2205
Die Große Kirche
Erbaut wurde die Große Kirche der evangelisch-reformierten Gemeinde in Leer in den Jahren 1785 bis 1787 als barocker Zentralbau. Sie ist eine typisch reformierte Predigtkirche nach dem Vorbild der Noorderkerk in Amsterdam oder der Neuen Kirche in Emden. Ihr Bau unter der Leitung des Zimmermeisters Isaac Wortmann wurde notwendig, nachdem die Vorgängerkirche aus dem Jahr 1200 derart baufällig geworden war, dass eine nachhaltige Reparatur als aussichtslos galt.
Der achteckige Grundriss der Kirche hat die Form eines griechischen Doppelkreuzes. Diese Architektur rückt die Kanzel in die Mitte der Kirche, die Predigt, die Verkündigung des Wortes Gottes steht somit auch räumlich im Zentrum.
Das Dach der Kirche ruht auf vier freistehenden Säulen. Die ringsum laufenden Emporen gliedern die hohen Wände und ermöglichen einen vollständigen Rundgang. Alle Plätze haben einen freien Blick auf die Kanzel. Die Decke bilden flache Holztonnengewölbe.
Das Innere der Großen Kirche ist schlicht und lichtdurchflutet. Die Fenster haben Klarglasscheiben, keine Bilder in den Fenstern und statt Bilder an den Wänden kahle, weiße Wände. Es gibt keinen Altar, kein Kreuz und schon gar kein Kruzifix. Stattdessen steht zwischen Kanzel und den Kirchbänken der Abendmalstisch mit Rokoko-Elementen aus dem Jahr 1787, auf dem immer eine aufgeschlagene Bibel liegt.
Die Renaissance-Kanzel von Andreas Kistemacher aus dem Jahr 1609 ist deutlich älter als der Kirchenbau und stammt aus der Vorgängerkirche. Noch älter, hergestellt vermutlich um das Jahr 1200, ist das schlichte romanische Taufbecken aus Bentheimer Sandstein, das ebenfalls aus der Vorgängerkirche stammt.
Die Orgel in der Großen Kirche
Die Empore auf der Nordseite nimmt die imposante barocke Orgel ein. Sie ist mit 2.500 Pfeifen die größte und zumindest in Teilen die zweitälteste Orgel in der ohnehin an historischen Orgeln reichen Orgellandschaft in Ostfriesland. Der älteste Teil der Orgel stammt aus dem Kloster Thedinga. Nach der Reformation schenkte der damalige Graf Enno III. die Orgel der Klosterkirche der reformierten Gemeinde. Nach dem Umzug von der Kirche am Westerende in die Große Kirche und nach mehreren Umbauten und Ergänzungen fand sie ihre heutige Gestalt. Zuletzt restaurierte die Orgelwerkstatt Arend aus Leer die Orgel in den Jahren 2014 bis 2018. Wegen ihrer hervorragenden Akustik ist die Große Kirche ein beliebter Ort für Konzerte, z. B. der Kantorei, für Vorträge und Lesungen.
Gegenüber der Kanzel am Geländer der nördlichen Empore befindet sich eine Uhr. Hintergrund dafür ist ein Erlass des preußischen Königs Friedrich II aus dem Jahr 1751, der besagt, eine Predigt darf nicht länger als eine Stunde dauern, nicht gerechnet Gesang und Gebet. Anders als in anderen Kirchen, wo die Uhren nach der Preußenzeit schnell wieder verschwanden, blieb die Uhr in Leer erhalten, zeigt den Predigern die Uhrzeit und allen Besuchern die Endlichkeit ihres Seins.
Der Turm der Großen Kirche
Der Glockenturm an der Nordseite des Kirchengebäudes ist der höchste Turm in der Stadt Leer. Er wurde nach dem Bau der Kirche errichtet und im Jahr 1805 fertig gestellt. Auf einem quadratischen Untergeschoss ruhen zwei sich verjüngende achteckige Geschosse, darauf folgt eine offene Laterne. Als Windfahne dreht sich ein dreimastiges Segelschiff, das Schepken Christi, als das Symbol der reformierten Kirche, im Wind. Vier Glocken bilden das Geläut im Turm. Davon befinden sich drei größere Gussstahlglocken in der Glockenstube, eine kleine Glocke aus Eisenhartguss befindet sich in der Turmlaterne.
Die Große Kirche im Winter