Krypta auf dem reformierten Friedhof Leer Westerende

Krypta

Die Krypta auf dem reformierten Friedhof Leer Westerende ist einer der ältesten Sakralbauten in Ostfriesland

Dort, wo sich heute der alte reformierte Friedhof Westerende mit der Krypta befindet, errichtete der Missionar Liudger im Jahr 791 die erste christliche Kapelle in Ostfriesland. Archäologische Funde lassen auf zwei weitere Holzkirchen aus dem 10. und dem 12. Jh. nördlich der Krypta schließen. Ende des 12. Jahrhunderts entstand hier eine der ersten Backsteinkirchen in Ostfriesland als Probsteikirche für das Moormerland, die dem heiligen Liudger gewidmet war. Sie wurde als Saalkirche mit einer Unterkirche und zwei Konchen als Ostabschluss errichtet. Zu der Kirche gehörte ein massiver, alleinstehender Kirchturm, der lange auch als städtische Waage genutzt wurde.

Als in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Kirche St. Liudger wegen schwerer Bauschäden einzustürzen drohte, entschied sich die reformierte Gemeinde für den Abriss und einen Neubau an einem neuen Standort näher am Ortszentrum und am Hafen an der Leda.

 

Krypta Ostseite

Die Krypta als Grablege

Nach der Reformation hatte die Krypta mit ihren zwei west-ost-ausgerichteten tonnengewölbten Schiffen ihre ursprüngliche Funktion verloren und wurde seit dem 16. Jahrhundert im östlichen und mittleren Teil als Grabkeller für verstorbene Pastoren und private Begräbnisse genutzt.

Damit blieb die Krypta bis heute als Grabkammer und damit als Teil des Kirchhofs erhalten.

Ende April 1945 beschädigte ein Bombentreffer das Dach der Krypta erheblich. Die entstandenen Risse in der Decke machten eine umfassende Sanierung des Gebäudes notwendig. Die Reparatur erfolgte in den 1950er Jahren mittels einer ergänzenden Betondecke, die seit eingen Jahren undicht geworden ist.

Die Krypta wird Gedenkstätte

Ende 1954 beschloss der Rat der Stadt Leer die Krypta „für immer“ zu einem Gedenkort für die Gefallenen des Ersten und des Zweiten Weltkriegs zu machen. Nach intensiven archäologischen Untersuchungen erfolgte in den Jahren 1957 und 1958 die Sanierung und Einrichtung der Gedenkstätte unter der Leitung von Regierungsbaudirektor Müller-Stüler. Er markierte den Eingang zur Krypta mit einer Turmhalle.]

Die Stadt Leer pachtete die Krypta für 60 Jahre als zentralen Gedenkort für die Opfer der Kriege. Schon bei der offiziellen Einweihung der Gedenkstätte im November 1958 gedachte man ausdrücklich auch der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. In einem Gedenkbuch, das seit 1963 in der Krypta auslag, wurden die Namen aller Opfer des zweiten Weltkriegs und des Naziterrors notiert. Täglich wurde eine Seite in dem Gedenkbuch umgeschlagen.

Die Stadt Leer hat die Pacht für den Gedenkraum 2019 nach 60 Jahren nicht verlängert und gab damit die Verantwortung für die Krypta an die reformierte Gemeinde zurück. Das Gebäude ist inzwischen stark sanierungsbedürftig. Die Kirchengemeinde bemüht sich als Eigentümerin der Krypta um eine tragfähige Lösung zum Erhalt und zur weiteren Nutzung dieses einzigartigen Baudenkmals in Norddeutschland.

Weitere Informationen zur Krypta

Paul Weßels: "Für alle Zeit ...." - Die Gefallenengedenkstätte der Stadt Leer in der Krypta auf dem Kirchhof Westerende, in: Emder Jahrbuch für historische Landeskunde Ostfrieslands Band 101 (2021), Seiten 179 ff